Von den Amerikas kenne ich am besten die USA. Mit weitem Abstand folgt Kanada. Bahamas, Mexiko, die Dominikanische Republik habe ich beruflich oder im Urlaub besucht. Noch gibt es für mich viel zu entdecken auf diesem faszinierenden Kontinent! / When it comes to the Americas I know best the USA, followed by parts of Canada. Some short trips to the Bahamas or Mexico either for business purposes or for vacation do not make me an expert. There is so much left for me to discover!

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Montag, 9. Juli 2018

Newport und seine Denkmäler aus dem Gilded Age

Das vergoldete Zeitalter (= Gilded Age, übrigens auch ein Begriff, der von Mark Twain geprägt wurde) meint die Blütezeit der Wirtschaft in den USA nach den Sezessionskriegen, also etwa ab 1870 bis hin zur Jahrhundertwende. Die 400 Reichsten und Schönsten, die mit Kohle, Stahl, Öl, Investmentbanking und der Eisenbahn ein Vermögen gemacht hatten, bauten sich in dieser Epoche Sommerresidenzen in Newport.

Bei unserer Reiseplanung hatten wir ursprünglich nur vorgehabt, den Cliff Walk entlang zu spazieren, da dieser an vielen der imposanten Villen, die damals errichtet wurden, vorbei führt. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass gestern, an einem wunderschönen Sonntagmorgen, viele andere Touristen die gleiche Idee gehabt hatten und deshalb die Parkplätze komplett dicht waren.

Nach langer Suche fand Chang dann endlich einen (kostenlosen!) Parkplatz, der für Besucher des Marble Houses gedacht war, und auf dem noch ausreichend Platz war.

Blick nach oben:
Das Foto machte ich unter der Tür des Marble Houses stehend.
Das Marble House in normaler Ansicht
Wir beratschlagten uns kurz, denn eigentlich hatten wir für diesen Tag auf dem Weg nach Cape Cod noch einen Abstecher in die Battleship Cove in Fall River und/oder ins Whaling Museum in New Bedford geplant.

Resultat: Wir beschlossen, uns das Haus anzuschauen. Es kostet 17,50 USD, wenn man sich eine der dem Publikum zugängigen Residenzen anschauen möchte (außer The Breakers, da kostet der Eintritt 24 USD), wenn man The Breakers und eine weitere Villa bucht, kostet es 29 USD. Da alle Welt The Breakers als das MUST-SEE bezeichnet, kauften wir das Kombi-Ticket. Es gibt auch ein Ticket, mit dem man sich 5 Häuser anschauen kann, es kostet 35 USD. Aber dafür hatten wir nun wirklich nicht die Zeit, denn jede der Audio-Touren dauert ca. 50 Minuten (länger, wenn man sich die Bonus-Kommentare auch anhört).

Das Marble House, 1892 von Alma und William Kissam Vanderbilt erbaut und vom Petit Trianon in Versailles inspiriert, ist schon gewaltig in seinen Dimensionen und mehr als oppulent in der Ausstattung. Interessant ist, dass die Vanderbilts es nur drei Sommer nutzten und dass Alma dort Versammlungen für Frauenrechtlerinnen abhielt. Übrigens ließ Alma sich scheiden, was zur damaligen Zeit ein ausgewachsener Skandal war.




Blick vom Marble House auf The Breakers
Nach der Besichtigung liefen wir die paar Blocks zu The Breakers zu Fuß. The Breakers wurde zwei Mal gebaut. Die erste Villa, ein Holzbau, brannte 1892 ab. Die neue Residenz wurde dann ab 1893 ganz aus Stein erbaut und 1895 fertiggestellt. Unglaublich, dass die Bauzeit für diese 70-Zimmer-Villa nur 2 Jahren betrug. Cornelius Vanderbilt II, der große Bruder von William, verbrachte dort mit seiner Frau Alice und seinen Kindern die Sommermonate. Die Ausstattung ist nicht weniger üppig als die des Marble House, bei The Breakers kommt aber noch hinzu, dass die neueste Technik eingebaut wurde: elektrischer Strom, Heizung, fließendes kaltes und heißes Wasser (Süß- und Salzwasser in den 20 Bädern des Hauses), Telefon, Wasserstandsmesser für den Boiler in der Küche, um nur einige der modernstes Annehmlichkeiten der damaligen Zeit zu nennen.




Die Wandpaneele sind übrigens mit Platin ausgelegt.
Blick vom Balkon
Der Name The Breakers bezieht sich darauf, dass die Wellen sich vor dem
Haus brechen.
Nein, ich habe nicht vor, hier einzuziehen 😉
Alice Vanderbilt lebte im Gegensatz zu Alma, ihrer Schwägerin von nebenan, nur für die Familie. Aber beide Frauen hatten eines gemeinsam: Es war ihr erklärtes Ziel, eine Tochter mit einem europäischen Adeligen zu verheiraten - was auch beiden gelang. (Kein Wunder, bei der Mitgift.)

Das Familienwappen der Vanderbilts als wiederkehrendes  Mosaik
auf den Fußböden von The Breakers.
Als Zeitzeugen sind die Residenzen in Newport hochinteressant, keine Frage. In Europa besichtigt und bestaunt man Schlösser von Königen und Fürsten. Aber stimmt der Vergleich oder hinkt er? Ich weiß es wirklich nicht. Auf jeden Fall hat diese Stein gewordene Zurschaustellung von unfassbarem Reichtum es verdient, hinterfragt zu werden. Und natürlich gilt: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Die einen mögen die Gebäude und ihre Ausstattung prunkvoll finden, die anderen protzig.

Wie auch immer: Wir machten uns nach der Besichtigung auf den Weg nach Cape Cod. Ein paar Eindrücke von unterwegs findet ihr hier.




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